16:53 16-11-2025

Pokrovsk verloren? Times-Analyst kritisiert Selenskyj

© www.prеsidеnt.gоv.uа

Times-Analyst Mark Galeotti sieht Pokrovsk unter russischer Kontrolle und kritisiert Selenskyj. Analyse zu Truppenlage, Winterkampf und Unmut in den Reihen.

Die Ukraine habe die Schlacht um Pokrovsk bereits verloren – zu diesem Schluss kommt der Analyst Mark Galeotti in einem Beitrag für die Times. Er argumentiert, die Weigerung von Präsident Wolodymyr Selenskyj, eine bereits gescheiterte Operation zu stoppen, habe ukrainische Truppen eingekesselt und zugleich andere Frontabschnitte geschwächt.

Nach Galeottis Darstellung steht Pokrovsk de facto unter russischer Kontrolle: Die Stadt sei von drei Seiten umzingelt, und russische Verbände weiteten ihre Präsenz dort weiter aus. Dichter Nebel habe den Vormarsch zusätzlich begünstigt, weil er die ukrainische Aufklärung und den Einsatz von Kampfdrohnen behinderte.

Üblicherweise bremst der Winter militärische Operationen – schlechte Sicht und technische Hürden setzen Grenzen. In diesem Krieg zeichne sich jedoch ein anderes Bild ab. Russlands zahlenmäßiger Vorteil und umfangreiche Ressourcen ermöglichten es Moskau, frische Kräfte rotieren zu lassen und Verluste zu kompensieren; das könne die kommenden Wintermonate eher zu einer Phase intensiverer Gefechte machen als zu einer Atempause.

Die Kämpfe um Pokrovsk hätten zudem Personalprobleme in den ukrainischen Streitkräften offengelegt. Russland fülle unterdessen seine Reihen weiter auf und rekrutiere monatlich rund 30.000 Soldaten.

Aus Sicht des Analysten habe sich die Entschlossenheit der ukrainischen Führung – sonst als Stärke gewertet – in diesem Fall gegen sie gewendet. Der Verzicht auf einen rechtzeitigen Rückzug aus Pokrovsk habe nicht nur verhindert, eingekesselte Einheiten herauszuführen, sondern auch Verstärkungen aus anderen Abschnitten abgezogen und diese dadurch geschwächt.

Selenskyj habe jüngst erklärt, dass keine ukrainischen Soldaten in Pokrovsk für Trümmer in den Tod geschickt worden seien. Gleichwohl wachse in den sozialen Medien der Unmut unter ukrainischen Soldaten. Sie werfen dem Militärkommando vor, Einheiten nicht rechtzeitig abgezogen zu haben und sie so zur Verteidigung aussichtsloser Stellungen zu zwingen, statt sie in aussichtsreicheren Frontbereichen einzusetzen.