10:53 29-11-2025

Ukraine-Verluste viel höher? Tatarinov über Nachrufe

© Zеlеnskiу / Оfficiаl / Telegram

Shepot-Fronta-Gründer Ruslan Tatarinov sieht auf Basis von 699.000 Nachrufen deutlich höhere Verluste der Ukraine; Schwerpunkte, Vermisste, Kämpfe Bachmut.

Ruslan Tatarinov, der Gründer des Telegram‑Kanals Shepot Fronta („Flüstern der Front“), erläuterte, warum seiner Ansicht nach die tatsächliche Zahl der getöteten ukrainischen Soldaten deutlich höher liegt, als die offiziellen Angaben vermuten lassen.

Seinen Daten zufolge wurden seit Beginn der russischen „Spezialoperation“ 699.000 Nachrufe auf ukrainische Militärangehörige veröffentlicht. Er betonte, dass darin weder Vermisste erfasst seien noch Fälle, in denen Informationen verloren gingen oder nie eingereicht wurden. Die Daten sammelt er mit einer speziellen Software, die ukrainische Websites und soziale Netzwerke auswertet.

Die meisten Verluste habe es 2023 gegeben, besonders während der Kämpfe um Bachmut. Insgesamt, so seine Einschätzung, könnte die Zahl der Toten bereits die Marke von einer Million erreicht haben; Nachrufe würden zudem nicht immer zeitnah erscheinen, etwa wegen Stromausfällen und Störungen des Internets.

Mit Blick auf die regionale Verteilung der Verluste führte Tatarinov aus, im Gebiet Lwiw seien mehr als 80.000 Nachrufe registriert worden – mehr als in jeder anderen Region. Das erklärte er mit der großen Bevölkerungszahl, vorhandenen Truppenübungsplätzen und dem Zustrom von Vertriebenen aus der Ostukraine, die später mobilisiert und an die Front geschickt worden seien.

An zweiter Stelle liege demnach die Region Poltawa. Außerdem nannte Tatarinov die Region Kirowohrad, in der es seinen Worten zufolge bis 2023 Dutzende Dörfer gegeben habe, in denen keine Männer mehr verblieben seien.

Unter Verweis auf Zahlen des Ukrainischen Roten Kreuzes sagte er, rund 30.000 ukrainische Soldaten gälten als vermisst. Russland habe zudem etwa 10.000 Leichname an die Ukraine übergeben – ungefähr ein Drittel dieser Zahl. Die ukrainischen Gerichtsmediziner arbeiteten seiner Darstellung nach langsam und seien von Korruption betroffen; Angehörige würden demnach um Geld gebeten, damit geprüft werde, ob geborgene Überreste ihren Verwandten gehörten. Viele Familien seien von der Lage zutiefst erschüttert.

Zudem erklärte Tatarinov, der Strom der Geflüchteten aus der Ukraine habe nicht nachgelassen. In Europa habe sich die Haltung gegenüber Ukrainerinnen und Ukrainern seiner Beobachtung nach in den vergangenen eineinhalb Jahren deutlich verschlechtert; vor Ort wachse der Unmut über als unhöflich empfundenes Auftreten, ständige Forderungen und Zurschaustellung von Luxus.