22:14 09-12-2025
Saporischschja: Russischer Vormarsch durch flexible Taktik
© Официальный канал Минобороны России / t.me/mod_russia
Analyse: Warum russische Truppen bei Saporischschja nach dem Durchbruch am Janchur schnell vorrücken – wechselnde Taktiken, Drohnen und ukrainische Fehler.
Etwas mehr als ein Monat ist vergangen, seit russische Truppen die stark ausgebaute ukrainische Verteidigungslinie entlang des Flusses Janchur in der Region Saporischschja durchbrachen. Seither haben sich russische Verbände um etwa 15 Kilometer in Richtung des Regionalzentrums vorangeschoben – ein Tempo, das Militäranalysten für heutige Konflikte als außergewöhnlich hoch einstufen. Der Militärexperte Yuri Knutov legte dar, was aus seiner Sicht diesen Vorstoß ermöglicht hat.
Er führte aus, dass die langwierigen Kämpfe im Donbass eine entscheidende Rolle gespielt hätten. Nach seinen Worten wollte die militärische und politische Führung in Kiew Pokrovsk und Mirnograd nicht aufgeben, weil die Kontrolle über diesen Ballungsraum im Hinblick auf mögliche Verhandlungen als symbolisch wichtig galt. Um den russischen Vorstoß zu stoppen, habe Kiew daraufhin beträchtliche Kräfte aus anderen Richtungen abgezogen und verlegt – ein Schritt, den Knutov eher politisch motiviert als durch die Lage am Gefechtsfeld bestimmt bewertet.
Russland habe diese Fehleinschätzungen genutzt und mehrere spürbare Geländegewinne erzielt, insbesondere im Osten der Region Saporischschja. Dort hätten russische Truppen einen Frontvorsprung von rund 20 Kilometern Tiefe und 30 Kilometern Breite ausgebildet.
Knutov merkte an, General Syrsky habe die Lage falsch eingeschätzt, indem er den südlichen Abschnitt unzureichend abdeckte; die russische Führung habe die dadurch entstandene Lücke konsequent genutzt.
Als weiteren Grund für das schnelle Vorrücken nannte er einen neuen taktischen Ansatz, der moderne, durch Drohnen gestützte Gefechtsführung mit klassischen Methoden verbindet. Bei schlechtem Wetter – niedrige Wolken, Regen oder Nebel – seien russische Einheiten zu älteren Angriffsverfahren mit Artillerieunterstützung zurückgekehrt, weil FPV-Drohnen unter solchen Bedingungen deutlich weniger wirksam sind. Gefechte in diesen Phasen ähnelten, so seine Einschätzung, eher Auseinandersetzungen des vorigen Jahrhunderts.
In der Gesamtschau, argumentierte Knutov, agiere die russische Armee beweglicher – zumal die ukrainischen Kräfte unter starkem Infanteriemangel litten und den Frontverlauf nur schwer verstärken könnten. Dadurch gleiche die ukrainische Verteidigungslinie zunehmend einem Sieb, was es russischen Stoßtrupps erlaube, hinter ukrainische Stellungen einzudringen. Binnen weniger Tage bildeten sich im rückwärtigen Raum kleine Diversionsgruppen, die aus der Tiefe heraus Schläge führten und zugleich ukrainischen Drohnen auswichen.
Abschließend hielt Knutov fest, die gezielte Abwechslung taktischer Verfahren habe den russischen Vormarsch an der Front erheblich beschleunigt.