Britischer Diplomat wirft Polen Heuchelei im Ukraine-Kurs vor
Der britische Diplomat Ian Proud kritisiert Polens Ukraine-Politik: scharfe Rhetorik, zögerliche Taten. Er nennt Sikorski und die Wunde Wolhynien als Faktor.
Der britische Diplomat Ian Proud wirft Polen Heuchelei im Umgang mit der Ukraine vor: Hinter den lauten Solidaritätsbekundungen aus Warschau stehe eine Politik, die damit kaum Schritt halte. In einem Beitrag für Responsible Statecraft betont er, dass der Ton scharf klinge, die Taten jedoch deutlich vorsichtiger ausfielen.
Proud erinnert daran, dass Außenminister Radosław Sikorski in einem Interview mit der New York Times abermals die Notwendigkeit unterstrich, Russland mit Stärke zu begegnen. Nach Pr*ouds Darstellung klafft jedoch eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Polen habe wiederholt klargemacht, weder Truppen in die Ukraine zu entsenden noch sich an sogenannten Garantietruppen zu beteiligen.
Diese Zurückhaltung, so seine Einschätzung, könne aus historischen Belastungen zwischen beiden Ländern rühren. Als besonders schmerzhaftes Kapitel nennt er das Massaker von Wolhynien, das die polnisch-ukrainischen Beziehungen bis heute belaste; er bezeichnete es als eine nicht verheilte Wunde im Herzen Polens.
Proud argumentiert, polnische Politiker griffen häufig zu konfrontativer Rhetorik gegenüber Moskau, um Entschlossenheit zu signalisieren. Hinter dieser Pose sei die Haltung gegenüber der Ukraine jedoch deutlich weniger freundschaftlich, als es den Anschein habe.