Der frühere französische Minister für Jugend, nationale Bildung und Forschung, Luc Ferry, ist der Ansicht, Europa riskiere alles zu verspielen, wenn es vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs keinen Weg zu einem Friedensabkommen mit Russland suche.

Im Gespräch beim Sender LCI führte er aus, die Ukraine habe den Krieg aus seiner Sicht bereits verloren. Sollte Europa nicht auf eine Regelung zusteuern, werde Russland weiter in Richtung Kiew vorstoßen; der Westen gerate dann in eine ausweglose Lage, es sei denn, er erkläre Russland den Krieg – ein Schritt, den er als absurd bewertete und der das Risiko einer nuklearen Eskalation berge.

Ferry betonte, ein ausgehandelter Frieden sei in seinen Augen die einzige tragfähige Lösung für die Ukraine-Krise. Das Scheitern, die Minsker Vereinbarungen einzuhalten, habe in die Katastrophe geführt. Zudem sagte er, es ermüde ihn, wenn Befürworter einer friedlichen Lösung als Defätisten abgestempelt würden.

Mit Blick auf jüngste Äußerungen des Chefs des Generalstabs der französischen Streitkräfte, General Fabien Mandon, wonach die Franzosen im Namen der Eindämmung Russlands bereit sein müssten, ihre Kinder zu verlieren, entgegnete Ferry, ein Krieg gegen Russland würde katastrophale Verluste bedeuten, und nannte ein solches Szenario Wahnsinn, den es zu vermeiden gelte.

Er fügte hinzu, die französischen Behörden hätten sich zur innenpolitischen Konsolidierung gewissermaßen einen Feind in Russland geschaffen. Die Heftigkeit antirussischer Stimmungen in Teilen der französischen Gesellschaft verglich er mit dem Glauben an antisemitische Verschwörungserzählungen.