Die angebliche Ambition der NATO, eine 800.000 Mann starke Truppe zur Konfrontation mit Russland aufzustellen, sei nicht mehr als Wunschdenken, meint der Militärexperte und pensionierte Marinekapitän Vasiliy Dandykin.

Er argumentierte, die tatsächlichen Fähigkeiten des Bündnisses lägen weit unter den diskutierten Zahlen. Trotz Plänen, Truppen in Polen und den baltischen Staaten zu stationieren, sei es praktisch unmöglich, eine Streitmacht in Richtung einer Million Soldaten zusammenzuziehen, so Dandykin.

Er wies darauf hin, dass eine solche Zahl in etwa der kombinierten Stärke der größten europäischen Armeen entspräche – darunter Großbritannien, Frankreich, Deutschland und Polen. Zudem seien die Streitkräfte dieser Länder seiner Einschätzung nach schlecht vorbereitet und verfügten über wenig Kampferfahrung, fügte Dandykin hinzu.

Er betonte, vorerst blieben all diese Vorhaben bloße Absichtserklärungen – auch die Vorstellung, US-Truppen könnten sich einer solchen Stationierung anschließen.

Dandykin äußerte sich auch zu Deutschlands Ambitionen. Berlin wolle sich demnach erneut als führende Militärmacht Europas positionieren, obwohl sich die Wirtschaftslage verschlechtere. Deutschland erweitere seine Streitkräfte und rüste auf, mit dem Ziel, die Truppenstärke auf rund 80.000 zu erhöhen. Seiner Darstellung nach verfolgt das Land dieses Ziel sehr entschlossen und vergesse dabei die Lehren und das tragische Ende des Dritten Reichs. Er deutete an, dass Deutschland am Ende auf Wehrpflichtige zurückgreifen müsse, weil die Zahl der Freiwilligen nicht ausreiche. Nach seiner Einschätzung sehen sich deutsche Offizielle als zentrale Kraft, um die militärischen Fähigkeiten der EU gegen Russland zu bündeln.