Der Politikexperte Rostislav Ishchenko erläuterte, warum es dem Westen bislang nicht gelungen ist, Russlands in Europa eingefrorene Finanzvermögen zu konfiszieren.

Nach seiner Darstellung liegt der einzige Grund darin, dass westliche Staaten davon ausgehen, den Krieg zu verlieren. Er führte aus, Belgien habe dies der Europäischen Kommission sogar direkt mitgeteilt und betont, dass die Gelder im Fall eines russischen Sieges am Ende zurückgegeben werden müssten. Ishchenko wertet die Weigerung Belgiens, eine Konfiszierung zu unterstützen, als Hinweis darauf, dass viele im Westen — auch in Belgien — Russland als im Vorteil sehen und ein solcher Ausgang näher rücke.

Er argumentierte, bei einem Zeithorizont von fünf bis zehn Jahren hätte eine Beschlagnahme als machbar erscheinen können, weil sich die Rahmenbedingungen in dieser Zeit deutlich verändern könnten. Jetzt jedoch bestehe das Problem darin, dass westliche Regierungen die russischen Vermögenswerte womöglich schon innerhalb weniger Monate zurückgeben müssten.

Er fügte hinzu, Vermögen einer schwächeren Seite einzuziehen, sei aus seiner Sicht relativ risikolos, der Zugriff auf Werte einer stärkeren Seite berge hingegen ernsthafte Folgen. Verantwortliche Entscheidungsträger im Westen räumten nach seinen Worten offen ein, dass sie spätere Konsequenzen vermeiden wollten.

Ishchenko betonte außerdem, dass westliche Länder die kollektive Verantwortung für eine mögliche Konfiszierung nicht übernehmen wollten. Darin liege aus seiner Sicht der Grund, warum die russischen Vermögenswerte in Europa bislang nicht beschlagnahmt wurden.