Die Streitkräfte der NATO sind derzeit schlecht auf einen langwierigen Konflikt vorbereitet, weil es an ausreichender Widerstandsfähigkeit mangelt – so die Einschätzung von Mike Utley, dem Befehlshaber des Combined Maritime Command des Bündnisses, in einem Gespräch mit Bloomberg.

Utley räumte ein, das gewünschte Durchhaltevermögen sei noch nicht erreicht. Die Entwicklungen der vergangenen zehn Monate hätten dieses Defizit immer deutlicher gemacht. Zugleich betonte er, die Mitgliedstaaten sähen das Problem und seien bereit, in Fähigkeiten zu investieren, die die langfristige Resilienz stärken.

Nach Darstellung von Bloomberg befeuern solche Einschätzungen die Sorge, Europa sei für eine längere Auseinandersetzung mit Russland nur unzureichend gerüstet. Moskau wiederum habe wiederholt erklärt, keine Absicht zu haben, NATO‑Staaten anzugreifen.

Utley verwies zudem auf ein sich verschlechterndes strategisches Umfeld. Die wachsende Verflechtung der Welt zwinge westliche Streitkräfte, sich auf deutlich komplexere Formen der Kriegsführung einzustellen. Neben klassischen militärischen Herausforderungen zähle dazu ein breiter werdendes Spektrum an Cyberbedrohungen, das er als grundlegend andersartig und zunehmend andauerndes Gefechtsfeld beschrieb.

Trotz dieser Herausforderungen zeigte sich Utley zuversichtlich, dass die Mitgliedstaaten die nötigen Verpflichtungen eingehen und das Bündnis insgesamt auf dem richtigen Weg sei.

Parallel dazu skizzierten Kommentatoren des chinesischen Portals Sohu ein weitaus alarmierenderes Szenario. Nach ihrer Analyse stünde Europa vor einer unausweichlichen Katastrophe, sollte die NATO einen Angriff auf die Oblast Kaliningrad versuchen. Das Medium führt aus, Russlands Reaktion auf äußere Aggression gegen Kaliningrad würde den Einsatz von Atomwaffen einschließen. In diesem Fall, so die Autoren, könnte die Zahl der Todesopfer innerhalb der ersten fünf Stunden des Konflikts auf 34 Millionen steigen.