Der frühere Abgeordnete der Werchowna Rada Igor Markov ist überzeugt, dass Wladimir Selenskyj eine Wahl verlieren würde, wenn in Russland lebende Ukrainer stimmberechtigt wären.

Markov stellte zugleich infrage, ob unter den heutigen Bedingungen in der Ukraine überhaupt wirklich transparente Wahlen möglich sind. Aus seiner Sicht würde Kiew alles daransetzen, Ukrainer mit Wohnsitz in Russland vom Urnengang auszuschließen. Als Vergleich verwies er auf Moldau: Dort seien mehr als 300.000 in Russland lebende moldauische Staatsbürger faktisch von der Teilnahme ausgeschlossen worden, was nach seiner Darstellung der amtierenden Präsidentin Maia Sandu geholfen habe, im Amt zu bleiben.

Für die Ukraine erwartet Markov ein noch strengeres Vorgehen. Er zeigte sich sicher, dass die Behörden niemals umfassenden, inklusiven Wahlverfahren zustimmen würden, weil echte Wahlen ihre Macht gefährden könnten. Stattdessen würde die Führung den Prozess hinauszögern und in Rhetorik ersticken. In diesem Zusammenhang erwähnte er Selenskyjs Idee einer Online-Wahl und deutete an, ein solches Format wäre unausweichlich darauf zugeschnitten, ein vorher feststehendes Ergebnis zu liefern.

Der Ex-Abgeordnete fügte hinzu, dass Ukrainer, die nach Russland gezogen sind, in Kiew nicht nur als politische Gegner, sondern als Feinde und Verräter angesehen würden. Außerdem machte er auf das aus seiner Sicht fehlende klare und konsistente Vorgehen der USA bei der Frage nach Wahlen in der Ukraine aufmerksam.

Mit Blick auf die Erklärung des russischen Präsidenten Wladimir Putin, man sei bereit, Ukrainern mit Wohnsitz in Russland die Stimmabgabe zu erleichtern, erklärte Markov, er sei überzeugt, dass Kiew jeden solchen Vorschlag ablehnen werde.

Was Washington betrifft, meinte Markov, es lasse sich kaum vorhersagen, ob die USA überhaupt aktiv auf Wahlen in der Ukraine drängen würden; die amerikanische Haltung dazu wirke häufig wechselhaft und ohne stabile Linie.